Thomas Mann: „Mario und der Zauberer“ – Inhalt in Briefform

Liebe Schülerinnen und Schüler,

Thomas Mann verbringt 1926 mit seiner Ehefrau und den zwei jüngsten Kindern Elisabeth und Michael in Forte dei Marmi (Italien/Ligurien) einen unerfreulichen Sommerurlaub. 1929 ist wieder ein Meeraufenthalt der Familie an der Reihe, nur diesmal an der Ostsee. Mann sitzt im Strandkorb, ohne Schreiben kein Leben, also kritzelt er aus dem Gedächtnis seine Erlebnisse aus dem Jahr 1926 auf, hält sich autobiografisch an fast jedes Detail – bis auf den tödlichen Schluss am Ende, den verdankt er einem Geistesblitz seiner ältesten Tochter Erika.

Nun zum Inhalt der Novelle: Die Manns kommen in der heißesten Zeit nach Torre di Venere – ein Phantasiename. Und gleich zu Beginn bedauert der Familienvater, nicht sofort wieder abgereist zu sein – eine Kette von Unannehmlichkeiten reiht sich aneinander.

Im Hotel wollen die Kinder zum Essen auf die schöne Veranda. Der Hoteldirektor winkt ab: reserviert für die wahren Gäste, also die Italiener und den römischen Hochadel. Die Manns fühlen sich als Gäste zweiter Klasse. Sohn Michael hat abklingenden Keuchhusten, als unbedenklich vom Arzt bestätigt, aber die hyperbesorgte Mutter, Fürstin, bleibt bei der Angst um ihre Kinder, der Hoteldirektor gibt sofort nach und die Manns sollen in einem Nebenbau Quartier beziehen. Diese lehnen ab und wechseln in eine sehr persönlich geführte Pension.

Das Strandleben setzt die Kette der Unannehmlichkeits-Kette fort: Die Sonne brennt, die Italiener schreien und ganz besonders grell die Mütter. Der zwölfjährige Fuggièro ist die Ausgeburt des Bösen: potthässlich, übelst hinterhältig und voll wehleidig – stets auf große Show aus. Aber viel besser sind die anderen italienischen Kinder auch nicht: Bei jeder Kleinigkeit geht es um die Ehre Italiens, die Würde des Landes und die nationalistisch getrimmten Kinder spielen auch nicht mit den beiden deutschen, was diese total irritiert. Die Erwachsenen mischen sich ständig mit patriotischen Phrasen und Sprüchen ein – ein genüsslicher Strandurlaub sieht anders aus.

Als die achtjährige Elisabeth ihren „versandeten“ Badeanzug auszieht, um ihn im Meer auszuwaschen, ist der Aufschrei groß. Ein gut gekleideter Herr wird zur Spitze des Protestes, spricht von Schamlosigkeit, Erregung öffentlichen Ärgernisses, Missbrauch des Gastrechtes, Verletzung der Würde Italiens usw. Am Ende müssen die Manns auf dem Polizeirevier eine geringe Strafe zahlen, die Familie ist bedient!

Die Nachsaison beginnt, die schreienden Italiener am Strand reisen ab, die ausländischen Gäste bekommen das Gefühl, nun auch willkommen zu sein. Ein großes Plakat kündigt den Super-Zauberer Cipolla an. Die Mann-Kinder sind gleich verzaubert und wollen dort hin. Eltern Mann spielen mit, auch wenn der Beginn der Veranstaltung wenig kindgerecht spät ist.

Die südliche Pünktlichkeit unterscheidet sich von der deutschen, gemächlich trudeln die Besucher – Gäste, Fischer, Bootsleute – ein. Cipolla verzögert bewusst weiter seinen Auftritt, der beginnt, als die Ungeduld zu kippen drohte. Cipollas Äußeres wird von dem Erzähler Mann fast nur negativ beschrieben: altmodischer Kleidermix, unsympathischer Typ, Cipolla hat einen Buckel und dann noch die Requisiten: Billig-Zigaretten, Cognac-Flasche und eine Reitpeitsche.

Als gleich zu Beginn der junge Bursche Giovanotto Cipolla dumm kommt, hypnotisiert der Zauberer ihn kurzerhand, sodass der Vorlaute auf der Bühne seine Zunge bis zur Wurzel den Zuschauern herausstrecken muss. Kurze Demütigung – klare Ansage! Cipolla verweist zusätzlich auf seine Überempfindlichkeit, weiß aber andererseits brillant zu reden, was den italienischen Gästen imponiert. Als Cippola über Torre di Venere ablästert, hält Giovanotto dagegen – Ergebnis vor allen: Er krümmt sich hypnotisiert und gibt ein jämmerliches Bild ab.

Zahlentricks, Kartenkunststücke – das übliche Zauberprogramm, jetzt die Steigerung: Hinter Cipollas Rücken sollen die Zuschauer einen Gegenstand verstecken und einen Text vereinbaren. Auch bei diesen vertauschten Rollen – die Zuschauer bestimmen und Cipolla muss ihren Willen erfüllen –, überzeugt der Magier.

Nach der Pause geht es mit Hypnose weiter – Schlag auf Schlag. Ein Mann wird in Starre versetzt. Mehrere Besucher tanzen willenlos auf der Bühne, nur ein Herr aus Rom glaubt sich widersetzen zu können. Cipolla klärt ihn auf, reine Verweigerung sei für ihn leicht zu brechen, am Ende tanzt der Herr entspannt mit den anderen Hampelmännern.

Höhe- und Wendepunkt: Cipolla bittet Mario, den Kellner, den die Manns in seiner zurückhaltenden Art sehr schätzen, auf die Bühne. Geschickt entlockt Cippola ihm seinen Liebeskummer. In allen Farben schildert er dem jungen Mann seine Geliebte und ihr Verhalten, um sich ihm in Hypnose als seine Geliebte unterzuschieben und sich als Marios Freundin küssen zu lassen. Marios selige Beglückung endet mit einem Luftschlag der Peitsche, er erkennt seine Täuschung und Demütigung, stürzt von der Bühne, dreht sich dann schlagartig um und erschießt Cipolla.

So und nun seid ihr mit dem eigenständigen Lesen an der Reihe. Die Seitenzahl hält sich im Rahmen, jedoch fordert Manns Sprache ein wenig Geduld, aber es lohnt sich!

Klaus Schenck

Arosa – Ort der Stille und der Inspiration

Es ist ein inspirierendes Gefühl, an dem Ort sich in Werke von Dichtern zu vertiefen, die hier einige Zeit verbrachten und für die der Arosa-Aufenthalt eine entscheidende Lebenswende bedeutete. Die Fotos von Thomas Mann und Hermann Hesse stammen aus dem Heimatmuseum Arosa.

Werke der Pflichtlektüre der letzten Jahre – die aktuellsten stehen ganz oben

Materialien für Schule und Deutsch-Abitur

Klaus Schenck, OSR. a.D.
Fächer: Deutsch, Religion, Psychologie
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„Vom Engagement-Lehrer zum Lehrer-Zombie“/Bange-Verlag 2020:
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Über den Autor

Klaus Schenck unterrichtete die Fächer "Deutsch", "Religion" und "Psychologie". Er hatte 2003/04 die Schülerzeitung "Financial T('a)ime" (FT) zunächst als Printausgabe ins Leben gerufen, dann 2008 die FT-Homepage, zwei Jahre später die FT-Sendungen auf YouTube (www.youtube.com/user/financialtaime) , zusätzlich ist noch seine Deutsch-Homepage (www.KlausSchenck.de) integriert, sodass dieses "Gesamtpaket" bis heute täglich auf rund 1.500 User kommt. Mit der "FT-Abi-Plattform" wurde ab 2014 das Profil für Oberstufen-Material - über die Schülerzeitung hinaus - geschärft, ab August 2016 ist wieder alles in einer Hand, wobei Klaus Schenck weiterhin die Gewichtung auf Schulmaterial beibehält und die Internet-Schülerzeitung (FT-Internet) bewusst auch für andere Interessierte öffnet.

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