Liebe Leserinnen und Leser,
heute (3. Juli 2024) las ich auf „t-online“ einen längeren Artikel unter dem Titel: „Schule reagiert auf alarmierende Handy-Erkenntnisse“. Ich werde diesen Artikel deutlich gekürzt übernehmen, aber unter dem Artikelauszug den Link für Interessierte angeben.
Hier unser Schülerzeitungsartikel von 2014, also genau vor zehn Jahren. Nach Gesprächen mit meinen damaligen Schülern einigten wir uns auf einen „handyfreien Unterricht“, d.h., die Handys wurden zu Beginn des Unterrichts eingesammelt und in einer Box auf den Lehrertisch gelegt. Nach Wochen wurden die Schüler anonym zum Ergebnis des Experiments befragt. Dieses Ergebnis haben wir dann auf der Jugendseite der Schülerzeitung veröffentlicht. Die Schüler von damals zeigten mir für Fotos – mit einer Portion Belustigung – ihre Handy-Verstecke, das war eine sehr erkenntnisreiche Deutschstunde – für den Lehrer!
Ich selbst habe jahrelang die Handys zu Unterrichtsbeginn einsammeln lassen. Der Protest hielt sich im Rahmen. Mit Einführung der Tablets machte das Einsammeln der Handys keinen Sinn mehr und die Schüler tauchten im Unterricht wieder weg – nur diesmal nicht am versteckten Handy, sondern am vollkommen sichtbaren Tablet.
Meine Lehrerposition ist klar: kein Tablet/Handy in meinem normalen Unterricht in „Deutsch“, „Religion“ und „Psychologie“, in diesem dominiert das Gespräch, die Interpretation, das gemeinsame Suchen. Tablet ja, wenn es um Recherche etc. geht oder das Einüben bestimmter Fähigkeiten. Ich betrachte es für keinen Weltuntergang, wenn meine Schüler im normalen Unterricht mit Hand mitschreiben müssen und es nicht sofort ins Tablet „reinhauen“ können. Die konzentrierte Stille, das konzentrierte Gespräch eines „handyfreien Unterrichts“ muss man erlebt haben, um zu wissen, was heutigen Schülern in „Tablet-Klassen“ entgeht.
Klaus Schenck
Zerstören Handys die Psyche unserer Kinder?
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„Wir werden jetzt im Hinblick auf Handys die strengste Schule Kölns“, sagte Barbara Wachten, Schulleiterin des Dreikönigsgymnasiums, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Ab dem kommenden Schuljahr sollen alle Schülerinnen und Schüler der Unter- und Mittelstufe ihr Handy morgens abgeben. Das Gerät kommt dann in eine Art Handyknast: in einen mit Namen und Fächern versehenen Kasten, in dem die Mobiltelefone bis zum Schulschluss aufbewahrt werden. Die Schule selbst nennt diesen Kasten „Handyhotel“.
Der Grund für die drastische Maßnahme: Zwar gab es auch schon vorher Handyregeln, es hielt sich nur niemand daran. Die Schüler versteckten ihre Handys unter dem Tisch, Kinder schmuggelten sie in Socken mit zum Klo, nur um auf der Toilette weiter spielen zu können. Die Lehrer waren völlig überfordert mit der Überwachung.
Und auch die Kinder und Jugendlichen haben laut Schulleiterin Wachten längst die Kontrolle verloren: „Wir beobachten ein Suchtverhalten bei einer stetig wachsenden Zahl von Schülerinnen und Schülern“, sagt sie.
Ihre Beobachtung passt zu der alarmierenden Analyse eines US-Psychologen. Gerade ist der neue Bestseller von Jonathan Haidt auf Deutsch erschienen, er heißt „Generation Angst – wie wir unsere Kinder an die virtuelle Welt verlieren„. Die Kernthese: Seit das Smartphone in den Kinderzimmern angekommen ist, erlebe die Jugend eine „Flutwelle“ des Leids. Soziale Verwahrlosung, Schlafmangel, Aufmerksamkeitsdefizite und Sucht seien die Folgen des exzessiven Handygebrauchs, die in Angstzuständen, Depressionen und einer erhöhten Suizidrate gipfelten. Es sei „die große Neuverdrahtung der Kindheit“, sagt Haidt.
Um dem zu begegnen, fordert er: kein Smartphone für Kinder unter 14, soziale Medien erst ab 16, generelles Handy-Verbot in Schulen. Das wäre aus heutiger Sicht eine radikale Wende – ein Schritt zurück in die Vergangenheit. Aber, erklärte der Psychologe im Interview mit der „Welt“: „Stellen Sie sich vor, ich hätte im Jahr 1990 den Vorschlag gemacht, Kindern einen Supercomputer in die Hand zu geben, der sie hunderte Male am Tag unterbricht, auch während des Unterrichts. Die Leute hätten gesagt: ‚Du bist verrückt, warum sollten wir das jemals tun?'“
…
„Das menschliche Potenzial wird in großem Umfang zerstört“, sagt Haidt. „Wir sprechen über Hunderte Millionen junger Menschen auf der ganzen Welt, die weniger intelligent, weniger glücklich und weniger kompetent sein werden.“
Artikel: Matti Hartmann, t-online, 03.07.2024, gekürzt mit Hervorhebungen
Gestellte Fotos: Klaus Schenck
„Wie Jugendliche in der digitalen Welt gesund bleiben“. SWR Kultur, 05.10.2024, 8.30 Uhr, Link: https://www.swr.de/swrkultur/wissen/wie-jugendliche-in-der-digitalen-welt-gesund-bleiben-das-wissen-2024-10-05-102.html Ansatz: Smartphone, Tablet, Spielkonsolen, Alexa und Siri gehören zum Alltag von Jugendlichen, oft mehrere Stunden täglich. Immer mehr Teenager verlieren sich in der digitalen Welt und kämpfen mit der Realität, einige entwickeln Suchtverhalten, Ängste oder Depressionen. Die Kinder- und Jugendpsychiatrische Fachgesellschaft will „Medienbezogene Störungen“ im internationalen Katalog psychischer Störungen verankern. Medizin wie Wissenschaft entwickeln für die wachsende Zahl Betroffener kreative Therapien und präventive Ansätze und holen die Eltern mit ins Boot. Manuskript der Sendung: file:///D:/Schenck/Downloads/Wie%20Jugendliche%20in%20der%20digitalen%20Welt%20gesund%20bleiben-Das%20Wissen-2024-10-05-1.pdf
„Die Speisekartenangst der Generation Z“
Wasser auf die Mühlen von Jonathan Haidt „Generation Angst – wie wir unsere Kinder an die virtuelle Welt verlieren“. Der unten gekürzte Artikel „Die Angst vor dem Bestellen“ erschien nur einen Tag später in den „Fränkischen Nachrichten“ (4. Juli 2024, S. 27)
… Das Phänomen hat einen Namen: Speisekartenangst. Junge Menschen berichten im Netz darüber, dass sie Probleme damit haben, im Restaurant Essen zu bestellen. Die Angst betrifft in erster Linie Menschen der Generation Z, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden – eine Generation, die mit so vielen Vorurteilen konfrontiert ist wie keine vor ihr.
„Bei der Speisekartenangst handelt es sich in erster Linie um eine Unsicherheit in der Interaktion mit einer Bedienung“, erklärt Zukunftsforscher Hartwin Maas vom Institut für Generationenforschung. Der Wirtschaftsingenieur und Experte für Digitalisierung erforscht, wie Generationen ticken…
Die Speisekartenangst ist das Pendant zur Angst vor dem Telefonieren oder jener, jemanden nach dem Weg zu fragen. „Alles sind einzelne Phänomene einer generellen diffusen Angst, sich mit alltäglichen Dingen im direkten persönlichen Kontakt auseinanderzusetzen“, sagt Diplom-Psychologe und Psychotherapeut Thomas Dürst. „Im digitalen Raum habe ich die Kontrolle, ich kann einfach eine App schließen oder den Zoom-Call beenden. Einen Kellner muss ich möglicherweise wegschicken oder ihm persönlich sagen, dass etwas nicht in Ordnung ist.“
Hinzu kommt, dass die digitale Kommunikation heutzutage nicht nur über Text- und Sprachnachrichten, sondern vor allem über Emojis stattfindet. „Die Fähigkeit, Sachen real auszuhalten, verschwindet langsam durch die Willkürlichkeit der Kommunikation im digitalen Raum.“ …
https://e-paper.fnweb.de/titles/tauberbischhofsheim/13393/publications/1664/articles/2072334/27/4 (04-07-2024)
Elite-Internat ersetzt Smartphones durch „Handy-Klotz“
Das Eton College, bekannt für seine elitäre Bildung, ergreift eine unerwartete Maßnahme: Es verteilt an neue Schüler einen „Handy-Klotz“.
Die Schulleitung des Eton College, eines renommierten britischen Internats, hat beschlossen, ab September 2024 allen Schülern im ersten Schuljahr ein Nokia-Handy, einen „Handy-Klotz“, statt eines Smartphones zur Verfügung zu stellen. Die Entscheidung wurde getroffen aufgrund der zunehmenden Besorgnis über den Missbrauch von Smartphones durch die Schüler der Einrichtung. Die neuen Geräte werden nur zum Telefonieren und SMS-Schreiben genutzt werden können, berichten die BBC und „Der Standard“.
Zusätzlich zu den klassischen Handys wird jedem Schüler auch ein iPad für Lernzwecke zur Verfügung gestellt. Ob diese iPads beschränkten Zugang zu nicht schulischen Inhalten haben werden, ist bisher nicht bekannt. Bereits seit 2018 müssen die Schüler ihre elektronischen Geräte über Nacht abgeben, eine Regelung, die alle Schüler in den ersten drei Jahren ihrer Ausbildung betrifft. …
Das Elite-Internat besuchen Jungen im Alter von 13 bis 18 Jahren. Eltern bezahlen knapp 60.000 Euro pro Jahr Gebühren an die Schule.
An 16 weiterführenden Schulen in London gibt es ebenfalls Planungen, Smartphones zu verbieten oder Schülern zu empfehlen, aufs Gerät zu verzichten. So möchte eine Schule in Southwark die Smartphone-Nutzung erst ab der zehnten Klasse erlauben. An der St. Albans Schule in Hertfordshire wird Eltern empfohlen, Kinder nicht vor dem 14. Lebensjahr ein solches Gerät bereitzustellen. Eine Grundschule in Dorset geht noch einen Schritt weiter: Hier soll eine Regelung den Eltern ermöglichen, simple Handys zu mieten – kostenlos oder für eine geringfügige Gebühr.
Artikel („Generation Z: Dumbphone statt Smartphone“) zum „Handy-Klotz“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/generation-z-dumbphone-statt-smartphone/
Umfrage-Ergebnis zur Handy-Nutzung (Juli 2024)
Zuviel Zeit am Mobiltelefon – nach eigenem Empfinden
- 49% der Verbraucher
- 84% der Unter-35-Jährigen
Nebenwirkung des Handy-Konsums
- 48% Einschlafprobleme
- 40% Ablenkung von anderen Aufgaben
- 36% ständiges Handy-Bedürfnis
- 93% der Unter-25-Jährigen: negative Auswirkungen des Handy-Konsums
- 70% wollen Handy-Nutzung einschränken
„Fränkische Nachrichten“, 17.07.2024, S. 23
Alle Artikel der Psychologie-Serie (soziale Medien) mit Links
Neue Artikel zur Mediennutzung an der Schule (der aktuellste ist immer oben)
- „Handyverbot an Schulen!“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/handyverbot-an-schulen/
- „Digital-Experiment gescheitert – Smartphone-Verbot und Rückkehr zu echten Büchern, zu Stift und Papier!“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/kinder-geht-endlich-offline-paedagogen-und-politiker-wollen-die-digitalisierung-im-klassenzimmer-zurueckdrehen/
Artikelreihe zu dem Buch von Prof. Busch: „Kopf frei – Wie Sie Klarheit, Konzentration und Kreativität gewinnen“. Tipps für Schüler
- „Alle Vorsätze sind für den Arsch, wenn man sich nicht daran hält“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/alle-vorsaetze-sind-fuer-den-arsch-wenn-man-sich-nicht-daran-haelt/
- „Die Aufmerksamkeit ist der Meißel des Gedächtnisses“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/die-aufmerksamkeit-ist-der-meissel-des-gedaechtnisses/
- „Wer zwei Hasen gleichzeitig jagt, wird keinen davon fangen“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/wer-zwei-hasen-gleichzeitig-jagt-wird-keinen-davon-fangen/
- „Where the focus goes, the energy flows“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/where-the-focus-goes-the-energy-flows/
- „Tagträumen ist vielleicht die wichtigste Arbeit in meinem Leben“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/tagtraeumen-ist-vielleicht-die-wichtigste-arbeit-in-meinem-leben/
- „Das Leben der Eltern ist das Buch, in dem die Kinder lesen“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/das-leben-der-eltern-ist-das-buch-in-dem-die-kinder-lesen/
- Generation Z: Dumbphone statt Smartphone: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/generation-z-dumbphone-statt-smartphone/
Handy-Artikel der Schülerzeitung
- Klaus Schenck: „Hey, Lehrer, nehmt den Schülern die Handys ab!“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/hey-lehrer-nehmt-den-schulern-die-handys-ab/
- Schülerwunsch: Handyfreier Unterricht: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/schuelerwunsch-handyfreier-unterricht/
- Eigenes Handy im Unterricht/Forschungsergebnisse: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/eigenes-handy-im-unterricht-forschungsergebnis/
- Klaus Schenck: „Du Handy – ich Mensch“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/du-handy-ich-mensch-2/
- Debora Eger: Eine Woche ohne Handy“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/eine-woche-ohne-handy/
- Antonia: „Handyfasten – eine Qual für fast alle Jugendlichen“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/15659/
- Stephanie Hofmann: „Handysucht“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/suchtige-smartphonebesitzer-gestern-belachelt-heute-opfer/
- Anna Winkler: „Handy an – Gespräch aus“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/handy-an-gesprach-aus/
- Vanessa Müller: „Persönlicher Bezug zum Handy“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/personlicher-bezug-zum-handy/
- Klaus Schenck: „Ein neues Kapitel in der Menschheitsgeschichte“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/ein-neues-kapitel-der-menschheitsgeschichte/
- Stefanie Geiger: „Liebe auf den ersten Blick – ein iPhone erzählt“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/liebe-auf-den-ersten-blick/
- Debora Eger: „Tschüss Facebook“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/tschuss-facebook/
- Sofie Geiger: „Der Handy-König“ (Fotostory / Parodie auf „Der Erlkönig“): https://www.klausschenck.de/ks/downloads/h91-handykoenig-fertig.pdf
Ergänzendes Material: Manuskript plus Link zur YouTube-Sendung
- „Tagträume – die Kreativitäts-Chance“: https://www.klausschenck.de/ks/downloads/sk094-tagtraeume.pdf
- „Beschleunigung – Stress, Zeitnot, Lösungsansatz: https://www.klausschenck.de/ks/downloads/sk093-beschleunigung.pdf
- „Handys: vom klugen Umgang mit ihnen – Tipps: https://www.klausschenck.de/ks/downloads/sk092-handy-umgang.pdf
- „Handys: Psychologische Forschungsergebnisse“: https://www.klausschenck.de/ks/downloads/sk091-handy-forschung.pdf
- „Selbstmanagement – Erfolgsfaktor im Schulalltag“: https://www.klausschenck.de/ks/downloads/sk088-selbstmanagement.pdf
Materialien für Lehrer und Schüler
- Alle Abi-Materialien auf einen Blick: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/abi-vorbereitung/ und Rückmeldungen zu den Abi-Sendungen: https://www.klausschenck.de/ks/deutsch/index.html
- Aktuell: „Psychologie-Tipps für die Schule“, neurologisch-psychologische Forschungsergebnisse in Blick auf Handys und soziale Medien: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/alle-vorsaetze-sind-fuer-den-arsch-wenn-man-sich-nicht-daran-haelt/
- Disziplin – Erfolgsfaktor in der Schule: „Die Macht der Disziplin“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/disziplin-erfolgsfaktor-in-der-schule-einfuehrung/
- Artikel-Serie: „Die Stillen in der Schule“ – Schüchternheit/Introversion: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/die-stillen-in-der-schule-1-vom-glueck-der-introversion/
- Jugend im Selbstspiegel – eigene Texte mit Zeichnungen: https://www.klausschenck.de/ks/jugendseiten/jugend-im-selbstspiegel—lesung/index.html
- Stärkung aus dem Psychologie-Unterricht: https://www.klausschenck.de/ks/psychologie/psychologie-unterricht-als-staerkenseminar/index.html
- Artikel-Serie (22 Artikel): „Schülerzeitungsermutigung – Rückblick auf über zehn Jahre“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/redaktionsgroesse-zwei-pizza-regel/
- Populismus gegen den Lehrerberuf durch das Kultusministerium: „Faule Säcke, werdet Lehrer!“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/faule-saecke-aller-laender-werdet-lehrer-in-baden-wuerttemberg/