Disziplin – Erfolgsfaktor in der Schule: Experimente

Liebe Schülerinnen und Schüler,

bei diesem zweiten „Disziplin-Brief“ geht es aus Platzgründen nur um zwei Experimente aus dem aktuellen Buch von Baumeister/Tierney: „Die Macht der Disziplin“ (Campus-Verlag, 18€). Das bekannteste und überzeugendste will ich dabei in den Mittelpunkt stellen, das Marshmallow-Experiment, in Deutschland wurde es mit „Mäusespeck“ (Süßware) nachgestellt und bestätigt:

Walter Michel ging es Ende der 60er um die Selbstregulation von Kindern, also die Frage: Können sie für ein höheres Ziel die aktuellen Bedürfnisse aufschieben oder nicht. Michel brachte Vierjährige in einen Raum, auf dem Tisch lag ein Marshmallow und Michel sagte, er müsse den Raum leider für paar Minuten verlassen. Die Kinder könnten das Marshmallow jederzeit essen. Wenn sie jedoch warteten, bis er wieder zurückkommt, bekommen sie ein weiteres Marshmallow. Einige Kinder hauten das Marshmallow sofort rein, kaum war Michel aus dem Raum, andere warteten bis zu einer Viertelstunde. An der Schule, an der das Experiment durchgeführt wurde, waren auch Michels Töchter. Sie erzählten immer wieder von ihren Mitschülern und auch von denen, die am Experiment teilgenommen hatten. So berichteten sie von schulischen und privaten Problemen der Mitschüler, die das Marshmallow sofort „weggefressen“ hatten. Michel ließen diese Erzählungen keine Ruhe, er wollte wissen, ob sich dahinter ein Muster verberge, und nach Jahren spürte Michel rund hundert ehemalige Teilnehmer des Experiments auf. Das Ergebnis: Wer im Alter von vier Jahren eine Willenskraft von einer Viertelstunde gezeigt hatte, hatte beim Hochschulzugang zehn Prozent bessere Ergebnisse als die „Schnell-Fresser“, verdiente mehr Geld, war seltener übergewichtig und hatte weniger Drogenprobleme. „Selbstdisziplin [war] die einzige Eigenschaft, die in direktem Zusammenhang mit Noten stand. Selbst der Intelligenzquotient und das Ergebnis des Hochschulzugangstests gaben weniger Aufschluss über die späteren Leistungen an der Universität.“ (S. 19)

Das nächste Forschungsergebnis – der „Zeigarnik-Effekt“ – begann als kleine Geschichte: Die russische Psychologiestudentin Zeigarnik und andere Studenten und Professoren besuchten Mitte der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts ein Restaurant in der Nähe der Humboldt-Universität zu Berlin. Ein Kellner nahm alle Bestellungen auf, notierte sich nichts, nickte einfach und jeder bekam danach das Essen, das er bestellt hatte. Alle staunten über diese Gedächtnisleistung des Kellners. Als alle bezahlt hatten und schon draußen waren, merkte ein Student, dass er etwas vergessen hatte. Er eilte zurück, ging natürlich zu dem Super-Gedächtnis-Kellner in der Überzeugung, dieser werde ihm das Vergessene locker geben. Der Kellner schaute nur „blöd“, er konnte sich nicht mal mehr an den Studenten erinnern, geschweige denn an das, was dieser vergessen hatte. Auf die Frage, wie er so schnell alles vergessen könne, gab er die einfache Antwort: Er erinnere sich nur, bis er die Bestellung abgeschlossen, also serviert habe. Es war die einfache Entscheidung des Gehirns zwischen erledigten und zu erledigenden Aufgaben. Dies wurde dann mit mehreren Experimenten überprüft, ich fasse für euch verkürzt, auf das Schulische reduziert die Ergebnisse zusammen: Wer sich vor Prüfungen einen realistischen Zeitplan erstellte, war deutlich entspannter und aufnahmefähiger für neuen Stoff als der, bei dem der Gedanke an die Prüfung planlos, also ständig chaotisch im Gehirn rumspukte. „Das Unbewusste fordert das Bewusstsein auf, einen Plan zu erstellen…, deshalb quengelt es, bis das Bewusstsein Ort, Zeit und andere Einzelheiten in einem Plan festlegt.“ (S. 99)

Das geht schon in Richtung „Tipps“ für unseren dritten „Disziplin-Brief“.

Selbstdisziplin und Plan für Erfolg und Entspannung – nicht nur zustimmend nicken, sondern anpackend handeln!

Klaus Schenck

Links zu verschiedenen Materialien und Artikeln:

Material-Hinweise fürs Abitur

Aus aktuellem Anlass: „Faule Säcke, werdet Lehrer!“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/faule-saecke-aller-laender-werdet-lehrer-in-baden-wuerttemberg/ 

Thomas Mann: „Felix Krull“ + Franz Kafka: „Der Verschollene“ + Juli Zeh: „Corpus Delicti“ + Wolfgang Koeppen: „Tauben im Gras“: https://www.klausschenck.de/ks/deutsch/klassenarbeiten/abi-pflichtlektuere-ab-2023—baden-wuerttemberg/index.html

Zur Diskussion zu „Tauben im Gras“: „Schere im Kopf + Knoten in der Zunge“: https://www.klausschenck.de/ks/veroeffentlichungen/eigene-artikel/freier-geist-vs-politische-korrektheit/index.html

Johann Wolfgang v. Goethe: „Faust“ + Hermann Hesse: „Der Steppenwolf“ + E.T.A. Hoffmann: „Der goldne Topf“ + Hans-Ulrich Treichel: „Der Verlorene“: https://www.klausschenck.de/ks/deutsch/klassenarbeiten/neue-abi-pflichtlektuere—baden-wuerttemberg/index.html

Abi-Präsentationsprüfungen auf YouTube – alphabetisch nach Fächern geordnet plus eine Fülle an realisierten und ausgefallenen Präsentationsideen – erklärt und gezeigt an Referatsfotos: https://www.klausschenck.de/ks/praesentationen/abi-praesentationen/index.html

Allgemeine Abitur-Tipps: https://www.klausschenck.de/ks/deutsch/klassenarbeiten/geziele-abitur-hilfen-in-corona-einsamkeit/index.html

Deutsche Grammatik (Tabellen + Übungen): https://www.klausschenck.de/ks/deutsch/grammatik/grammatik-uebungen/index.html

Alle Deutsch-Materialien – nach Pflichtlektüre, Aufsatzarten usw. geordnet: https://www.klausschenck.de/ks/deutsch/klassenarbeiten/gezielte-vorbereitung-auf-ka–d-abi-2019/index.html

Allgemein: Jugend im Selbstspiegel – eigene Texte mit Zeichnungen: https://www.klausschenck.de/ks/jugendseiten/jugend-im-selbstspiegel—lesung/index.html

Allgemein: Stärkung aus dem Psychologie-Unterricht: https://www.klausschenck.de/ks/psychologie/psychologie-unterricht-als-staerkenseminar/index.html   

Klaus Schenck, OSR. a.D.
Fächer: Deutsch, Religion, Psychologie
Drei Internet-Kanäle:
Schul-Material: www.KlausSchenck.de
Schüler-Artikel: www.schuelerzeitung-tbb.de
Schul-Sendungen: www.youtube.com/user/financialtaime
Trailer: Auf YouTube ansehen
„Vom Engagement-Lehrer zum Lehrer-Zombie“/Bange-Verlag 2020:
Info-Flyer: Download

Über den Autor

Klaus Schenck unterrichtete die Fächer "Deutsch", "Religion" und "Psychologie". Er hatte 2003/04 die Schülerzeitung "Financial T('a)ime" (FT) zunächst als Printausgabe ins Leben gerufen, dann 2008 die FT-Homepage, zwei Jahre später die FT-Sendungen auf YouTube (www.youtube.com/user/financialtaime) , zusätzlich ist noch seine Deutsch-Homepage (www.KlausSchenck.de) integriert, sodass dieses "Gesamtpaket" bis heute täglich auf rund 1.500 User kommt. Mit der "FT-Abi-Plattform" wurde ab 2014 das Profil für Oberstufen-Material - über die Schülerzeitung hinaus - geschärft, ab August 2016 ist wieder alles in einer Hand, wobei Klaus Schenck weiterhin die Gewichtung auf Schulmaterial beibehält und die Internet-Schülerzeitung (FT-Internet) bewusst auch für andere Interessierte öffnet.

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