Sie haben vor, sich um einen Ausbildungsplatz zu bewerben und wollen wissen, auf was es ankommt, damit Sie mit Ihrer Bewerbung Erfolg haben? Dann sind Sie auf dieser Seite richtig, denn in der Serie „Was Sie schon immer über Bewerbungen wissen wollten …“ geht es um Informationen rund um das Thema Bewerbung.
Teil 10: Tätigkeitsspezifische Situationen bei Vorstellungsgesprächen – Assessment Center
Ein Vorstellungsgespräch dauert in aller Regel etwa eine Stunde. Neben den typischen Fragen, wie Sie sie in Teil 9 kennengelernt haben, werden in Vorstellungsgesprächen auch gern Situationen, die bei der auszuübenden Tätigkeit zu erwarten sind, simuliert. Hierzu einige Beispiele – den Wissenstest rund um die Literatur, den ersten Teil dieser Art der Prüfung, hat Thilo bereits gut hinter sich gebracht, wie Sie im vorangegangenen Teil meiner Serie gelesen haben.
Im Gespräch sind wieder der Bewerber Thilo Tauber, Frau Taube, Inhaberin der Buchhandlung und Herr Tauben, Leiter der Belletristikabteilung und Verantwortlicher für die Auszubildenden.
Frau Taube: Herr Tauber, stellen Sie sich bitte vor, Sie arbeiten in der Kinderbuchabteilung und eine Dame kommt mit der Bitte auf Sie zu, ihr ein Buch für ihre Enkeltochter zu Weihnachten zu empfehlen. Sie übernehmen bitte die Rolle des Buchhändlers, ich die der Kundin.
Thilo stellt zunächst allgemeine Fragen zur Enkelin, erkundigt sich, ob die Dame weiß, was das Mädchen in letzter Zeit gelesen hat, ob sie einen Lieblingsautor hat oder eine bestimmte Literaturgattung bevorzugt. Kann die Kundin genaue Angaben machen, gibt Thilo eine Empfehlung, die zu dem Kind passt. Weiß sie nichts über die Lesegewohnheiten ihrer Enkelin, empfiehlt Thilo ein Buch, das derzeit gern von und für die entsprechende Altersgruppe gekauft wird.
Herr Tauben: Herr Tauber, ich war letzte Woche bei Ihnen und habe ein Buch bestellt. Sie haben mir zugesichert, dass es am Folgetag geliefert wird – jetzt ist es immer noch nicht da.
Thilo nimmt die Verärgerung Herrn Taubens, der in die Rolle eines Kunden geschlüpft ist, ernst. Er prüft die Angelegenheit. Das Buch kann definitiv erst in einer Woche geliefert werden. Daraufhin wird der Kunde laut – er benötigt das Buch als Geschenk, und zwar noch heute. Thilo bleibt ruhig und unterbreitet ihm einen Alternativvorschlag.
Thilo kann nichts für den Lieferungsengpass, deshalb genügt es, wenn er dem Kunden Verständnis entgegenbringt. Hätte er einen Fehler bei der Bestellung gemacht, müsste er sich selbstverständlich entschuldigen. Viele Geschäfte schenken bei solch kleinen ärgerlichen Vorkommnissen den Kunden ein Incentive zur Wiedergutmachung. Häufig meinen es Berufsanfänger besonders gut und bieten unverhältnismäßige Entschädigungen an – Thilo darf aber die wirtschaftlichen Interessen der Buchhandlung nicht aus den Augen verlieren. Deshalb: Die Trostpraline ist in Ordnung, die Kosten für das Buch zu erlassen, nicht.
Frau Taube: Wir haben ein großes Schaufenster, das wir monatlich neu dekorieren. Wir haben als nächstes Thema „…“ vorgesehen. Bitte gestalten Sie das Fenster mit Frau Täubchen, unserer Auszubildenden im dritten Ausbildungsjahr. Sie haben dazu 30 Minuten Zeit.
Hier werden meine Kreativität und Teamfähigkeit getestet, erkennt Thilo richtig.
Herr Tauben: Wie Sie wissen, Herr Tauber, veranstalten wir zwei Mal im Jahr die „Büchernacht“. Für das nächste Mal stellen wir uns ein richtiges Event unter dem Motto „…“ vor. Lassen Sie uns drei zusammen mit Frau Täubchen die Grundstruktur dieses Abends in einer halben Stunde vorbereiten.
Eine Gruppendiskussion, denkt sich Thilo. Am besten ist es, wenn ich das Gespräch moderiere, aber auch meine Ideen einbringe.
Werden vor allem Übungen gemacht, dauert der Auswahlprozess natürlich länger als eine Stunde. Man spricht dann auch nicht mehr von einem Vorstellungsgespräch, sondern von einem Assessment Center, kurz AC. Ein AC wird gern bei Berufsanfängern eingesetzt, da diese über wenig oder keine Berufserfahrung verfügen, aus denen man Rückschlüsse auf ihre Qualifikation ziehen könnte. Durch die Simulation typischer Praxissituationen sieht man, wie der Bewerber reagiert und man kann besser als im bloßen Gespräch abschätzen, ob er die erforderlichen Anforderungen erfüllt. Neben den fachlichen Qualifikationen kommt es in einem AC vor allem auf die überfachlichen Qualifikationen, die so genannten Soft Skills, an. Typisch für ein AC sind Wissenstests, Gruppendiskussionen, Teamarbeiten und Rollenspiele. Daneben werden natürlich auch die klassischen Themen des Vorstellungsgesprächs, wie Sie sie im Teil 9 nachlesen können, besprochen. Zu einem AC wird meist eine kleine Gruppe von geeignet erscheinenden Bewerbern eingeladen, es dauert in der Regel ein bis zwei Tage.
Wenn Sie Buchhändler werden wollen, sind Sie mittlerweile gut auf ein Auswahlverfahren vorbereitet. Wenn Sie wissen wollen, was in von Abiturientinnen und Abiturienten bevorzugten Berufen auf Sie zukommt, lesen Sie bitte den nächsten Teil meiner Serie, in dem ich Ihnen einige Beispiele für entsprechende AC-Aufgaben darstellen werde.
Es grüßt Sie
Cornelia Putzker, die Schwäbin aus Rostock
PS: Kommt Ihnen der Titel der Serie irgendwie bekannt vor? Er geht allerdings so weiter: … und sich endlich zu fragen wagen.
Haben Sie eine Frage rund um das Thema Bewerbung? Dann schicken Sie diese doch einfach unter dem Betreff: „Financial T(´a)ime“ an pbe@putzkers-bewerbungsecke.de und geben Sie bitte Ihre Klassenstufe an. Unter den eingehenden Fragen wähle ich die interessantesten aus und beantworte sie in einem der folgenden Artikel unter Angabe Ihres Vornamens und Ihrer Klassenstufe. Wenn Sie im Fall einer Auswahl anonym bleiben möchten, vermerken Sie dies bitte in Ihrer E-Mail.

© Foto Arppe Rostock
Cornelia Putzker, Diplom-Theologin und Referentin für Personalwirtschaft und -entwicklung, ist Lehrbeauftragte für Vermittlungskompetenz an der Universität Rostock und bietet über das Internet Bewerbungsberatung an. 2005 erschien ihr Buch „Auf dem Weg zum ersten Job“ im Shaker Verlag Aachen: http://www.shaker.de/Online-Gesamtkatalog/Details.asp?ISBN=978-3-8322-4370-8
Besuchen Sie mich auf meiner Homepage http://putzkers-bewerbungsecke.de, ich freue mich darauf!
16. April 2013
Materialien für Lehrer und Schüler



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