Schule und Fechten als Leistungssport…

Oh, der verdammte Wecker…Schon wieder Montag Morgen und die Uhr spricht 6.30, wo ist nur meine Zeit geblieben??? Aber ich habe keine Zeit da jetzt lange darüber nachzudenken, muss noch schnell unter die Dusche springen und was in den Magen bekommen.

Das tat gut so, aber nein!!!! Ich schreibe jetzt Mathe und ich muss noch meinen Deutschaufsatz fertig schreiben! Wie soll man an das alles denken? Deutsch wollte ich gestern doch eigentlich noch machen, aber dann bin ich eingeschlafen, war wohl einfach zu spät. Warum müssen diese verdammten Welt-Cups auch immer Hunderte von Kilometern im Ausland sein? Dann vergeigt man ihn noch, und weil man eh schon schlecht drauf ist, genau, dann kommt die Schule, am besten noch mit einem Haufen, ich sage mal nicht gerade berauschenden Noten! Aber das spielt jetzt auch keine Rolle mehr, wie bekomme ich das jetzt alles auf die Reihe? Wie bekomme ich eigentlich meinen ganzen Alltag auf die Reihe?

Aber ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt, tut mir leid, das habe ich in der Hek-tik ganz vergessen. Also, mein Name ist Sascha Kahl, bin am 4.2.1992 in Hamburg geboren und ich bin Fechter. Seit 2006 lebe ich in Tauberbischofsheim. Dieses Schuljahr zog ich aus dem Vollinternat Berghof, in eine eigene Athleten Wohnung, in den sogenannten Berghof II. Ich besuche zur Zeit im WG die Klasse 11/1.

So, da wir das hätten, kann ich mich wieder auf die Klassenarbeit beziehungsweise auf die Frage, wie bekomme ich das jetzt auf die Reihe, konzentrieren. Also, ehm, einmal kurz überlegt, hmm also wohl gar nicht! Wie spät ist es überhaupt? 7.15! Jetzt aber schnell noch die Sachen packen und los zur Schule! Vielleicht kann ich mich neben jemanden setzen, der gut in Mathe ist!

Zum Glück noch pünktlich, pünktlich mit dem Gong, aber alle guten Plätze sind weg! Mist ! Na ja, eine gute Nachricht gibt es, wenigsten fällt Deutsch heute aus und ich kann den Aufsatz bis morgen fertig machen. Schwein gehabt, aber jetzt plagt mich nur noch meine Angst. Erst mal hinsetzen, aber was mache ich jetzt, das Wochenende hat sich echt nicht gelohnt. Ich schwitze ja richtig, trotzdem bin ich mit den Kopf nicht bei der Sache. Auf der Rangliste bin ich jetzt wieder abgefallen, schaff ich mei-ne Qualifikation jetzt überhaupt noch? Der Lehrer ist jetzt da, na ja, das wird was…

Endlich ist der Schultag rum, außer Mathe war alles im Großen und Ganzen in Ordnung, ich war mit dem Kopf halt noch beim Verarbeiten des Turniers. Ich wurde in Franz abgefragt, aber die Vokabeln hatte ich auf dem Flug gelernt, also kein Prob-lem. Na ja, jetzt ist es 12.30, erst mal ins Fechtzentrum und Mittagessen.

Das war ja ein tolles Essen! Erst mal gab es nichts Ordentliches zu Essen und dann waren meine Trainer immer noch sauer wegen des Turniers. Dieses Turnier, dieses eine Turnier plagt mich jetzt wieder die ganze Woche! Ich könnte mich so ohrfeigen, wie konnte ich gegen den verlieren? Warum habe ich so schlecht gefochten? Warum setze ich beim Stand von 14/14 den letzten Treffer nicht? Ich versteh das alles nicht! Das ganze Training! Aber dann, dann schaff ich es trotzdem nicht! Was machen die anderen denn besser als ich, sind sie talentierter? Egal, jetzt muss ich erst mal meine Hausaufgaben machen und dann 2 Stunden in den Kraftraum…

Das tat gut, das Krafttraining hilft echt immer zum Stressabbauen. All meine Hausaufgaben habe ich aber noch nicht fertig und Beinarbeit muss ich auch noch machen. Was, es ist schon 16.30 Uhr? Manchmal wünschte ich mir echt, dass der Tag 48 stunden hätte. Okay, erst 45 Minuten Beinarbeitsprogramm, dann die Englisch Erörterung fertig schreiben und zum Schluss die Franz-Vokabeln noch lernen. Also auf geht’s!

So, endlich ist der Tag geschafft, es ist 21.30 Uhr. Eben habe ich noch eine Waschmaschine angemacht und jetzt sitze ich entspannt auf meinen Balkon. Ich habe einen wunderbaren Ausblick auf Tauberbischofsheim. Hm, Tauber… Eigentlich kam ich hier her, um mein Leben zu verändern. Ich wollte Leistungssport und ich wollte Erfolg. Ist das jetzt aber alles so, wie ich es mir vorgestellt habe? Es klappt nicht alles von alleine, es ist mehr als harte Arbeit und es ist oft sehr frustrierend. Dennoch, auch wenn ich manchmal am liebsten alles an den Nagel hängen würde, bereue ich keine Sekunde meine Entscheidung, diesen Weg eingeschlagen zu haben. Trotz all dem Stress, der Misserfolge, obwohl diese Punkte oft zu überwiegen scheinen, ist es nicht so. Ich lerne im Sport für mein Leben in Form von Selbständigkeit, Teamwork und Disziplin. Ich habe eine gute Zeit mit einer Gruppe von Gleichgesinnten. Ich sehe viel von der Welt und ich bekomme die Chance in einer Sache der Beste zu werden. Es ist ein mehr als ein berauschendes Gefühl am Ende eines Tages ganz oben zu stehen, denn dann weiß man, dass sich alles lohnt!

Artikel: Sascha Kahl

 

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