Liebe Userinnen und User,

heute, 9.11.2025, fand ich diesen Artikel in der „NZZ“ („Neuen Zürcher Zeitung“) mit dem Titel „Hassobjekt Handy: Wie uns das Gerät süchtig macht – und zunehmend dümmer“. Der Artikel war ermutigend – ermutigend für einen, für den das Handy im eigenen Leben keine Rolle spielt. Mein Handy ist ausschließlich mit meinem neuen Auto beim Fahren intensiv verbunden, um so alle aktuellen Informationen fürs Navi zu bekommen und mich auch über Probleme am Auto zu informieren. Mein Alltag selbst aber ist nahezu handyfrei.
Nachdem ich den recht langen Artikel gelesen hatte, wusste ich für mich, so will ich weiterleben und so werde ich weiterleben: lesend und arbeitend, engagiert und voller Ideen, anpackend und powernd und meine Handys – eines für Deutschland und eines für die Schweiz – werden auf dem Tisch liegen: fast ohne Signale, fast ohne Vibration, was auch für meine Apple-Watch gilt, aber wenn alle drei mir dienen und sinnvoll sind, werde ich sie nutzen – selbstbestimmt und gezielt.

Ich werde den Artikel stark kürzen – ohne das zu markieren – eigene Hervorhebungen machen und die Rechtschreibung unserer in Deutschland angleichen. Rot werde ich alle Sätze markieren, die zentral sind, blau alle, die meinem Anti-Handy-Leben entsprechen. Zur Information: Ich kommuniziere nicht auf sozialen Medien, habe aber drei Internetkanäle, auf denen ich engagierten Schülern helfe, erfolgreich im Deutsch-Abitur zu sein. Ich sitze dafür oft stundenlang am Computer, um alles bestmöglich zu gestalten. Die gestellten Fotos zu Handys in Schule und Unterricht stammen von meinen Schülerinnen und Schülern der 12. Klasse des Schuljahres 2012/13. Wir führten gemeinsam (!) den handyfreien Unterricht ein, alle Handys wurden zu Unterrichtsbeginn eingesammelt und in eine Schachtel gelegt.

Klaus Schenck, www.KlausSchenck.de
Gekürzter „NZZ“-Artikel
Plötzlich waren sie weg. «Als ich mich umdrehte, war die Gruppe stark ausgedünnt», erzählt der Wanderleiter François Meienberg. Sie hatten sich in einem Gebiet in den Bergen ohne Handyempfang befunden. Zweieinhalb Tage waren die Wanderer offline gewesen – «einige hatte das offensichtlich gestresst» –, bis sie wieder aus dem Funkloch auftauchten. Meienberg ging zurück um den nächsten Hügel. Dort standen alle, den Blick auf ihre Smartphones gesenkt.
Meienberg erzählt diese Episode am Telefon – Festnetz, versteht sich –, um zu erklären, warum er selber fast gänzlich auf ein Smartphone verzichtet. Ist er nicht gerade auf einer Wanderung, wo er das Gerät für den Notfall und als Karte braucht, bleibt es ausgeschaltet. Seine Handynummer gibt er niemandem. Und seine E-Mails checkt er nur am Computer. «Schon der Gedanke, immer erreichbar zu sein, schüttelt mich», sagt er. Und er fühlt sich immer wieder darin bestätigt, wenn er sieht, wie viele Menschen dauernd auf ihr Gerät starren.

Meienberg ist die Ausnahme. Für praktisch alle Jugendlichen und Erwachsenen in der Schweiz ist das Handy zum ständigen Begleiter geworden. Laut Bundesamt für Statistik gehen 99 Prozent der 16- bis 74-Jährigen über ein Smartphone ins Internet. Kein anderes Gerät hat sich so selbstverständlich in unseren Alltag geschoben und ihn auch erleichtert. Und kaum eines löst so viel Frust und Leid aus – und hat gleichzeitig das Potenzial, uns zu verdummen. Warum ist das so?
Wir wissen, dass das Handy uns stresst, ablenkt, abhängig macht. Trotzdem greifen wir Dutzende Male am Tag danach. Es ist das Erste, was wir am Morgen in die Hand nehmen, und oft das Letzte, was wir am Abend berühren. Eine ältere deutsche Erhebung spricht davon, dass wir 88-mal pro Tag aufs Smartphone schauen, eine neuere aus den USA spricht von 144-mal. Nicht wenige Menschen verbringen Stunden mit dem Blick auf den kleinen Bildschirm. Bei suchtkranken Menschen diene das Handy oft als Kompensation für seelische Schmerzen, Einsamkeit oder Misserfolgserlebnisse, sagt Poespodihardjo. Das Smartphone ist nicht nur ein Gerät, das uns soziale Bestätigung liefert. Es ist auch ein Mittel gegen die Angst, etwas zu verpassen.
Dass uns solche Anwendungen abhängig machen können, hat verschiedene Gründe

Wenn eine Nachricht eintrifft, ein Like aufpoppt oder das nächste Reel auf Instagram oder Video auf YouTube angekündigt wird, schüttet das Gehirn Dopamin aus – das sogenannte Glückshormon. Es motiviert uns, weiterzumachen. Immer wieder. Poespodihardjo erklärt das so: «Das Denkgehirn wird durch das Lust- oder Gefühlsgehirn übersteuert.» Social Media und andere Applikationen seien Fließbandarbeiter, die ständig unser Lustzentrum beackern. Mit dem Ergebnis, dass sich das Gehirn daran gewöhnt: «Solche Veränderungen sind für uns heute schon absolut normal», sagt er. Verheerend ist dies vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Denn das Denkgehirn, der präfrontale Kortex, ist erst mit 25 Jahren voll ausgebildet.
Wohin das führen kann? Nina Frei weiss es. Die 18-Jährige, die in Wirklichkeit anders heisst, stand eines Abends weinend im Gesprächszimmer der UPK Basel. «Ich war völlig am Ende», erzählt sie. Fünf bis acht Stunden täglich verbrachte sie am Handy, und an den Wochenenden noch viel mehr. Sie scrollte sich durch Lifestyle-Videos, Aufräumtipps, koreanische Pop-Musik-Clips und schaute Serien ohne Ende. Und sie kam nicht davon los. Die Folge: Von der Familie zog sie sich immer mehr zurück, war sehr launisch, in der Schule übermüdet, verpasste Abgabetermine für Arbeiten, schwänzte. Der Schulabschluss war in Gefahr.

Wer kennt das nicht? Dazu braucht es keine Suchtgeschichte wie jene von Nina Frei. Viele wissen längst, dass sie zu viel Zeit am Handy verbringen – und tun es trotzdem. 38 Prozent der Internetnutzerinnen und -nutzer in der Schweiz berichten im World Internet Project Report, dass sie mehr Zeit online verbrächten, als sie möchten. 31 Prozent sagen, sie verlören dadurch Zeit für wichtigere Dinge. Wer eigentlich nur schnell eine Rechnung bezahlen will, sieht unterwegs Nachrichten, Benachrichtigungen, Icons – alles kleine Einladungen, kurz zu klicken. «Man muss ja nur den Daumen bewegen.» Im dümmsten Fall vergisst man dann, was man eigentlich wollte.

Wohin das führen kann, zeigt nicht nur die wachsende Zahl von Handysüchtigen, die psychologische Hilfe suchen. Es zeigt sich auch im Wohlbefinden der Bevölkerung, wie die Universität Zürich in einer Untersuchung belegte: Je mehr Zeit die Menschen am Smartphone verbringen, desto niedriger ist ihre Zufriedenheit und Stimmung. Negativ wirkt sich auch die emotionale Bindung an das Gerät aus. Es zeigt sich aber auch am Arbeitsplatz, wo Handys zu Produktivitätsverlusten führen, wie eine deutsche Studie ergeben hat. So steigerte in einem Versuch ein Smartphone-Verbot am Arbeitsplatz die Arbeitsleistung um 10 Prozent.
Sind wir also alle drauf und dran, von unserem Handy manipuliert zu werden? Wie viel Bildschirmzeit ist denn noch gesund? Der Wanderleiter Meienberg kann gut abschalten. Zurück zu Hause verschwindet das Handy in der Schublade. «Wenn ich an etwas dran bin, dann will ich nicht gestört werden», sagt er. Nur so ist er mit seinem Kopf dort, wo er wirklich sein möchte.

Vier Tipps für weniger Handyzeit
- Grauer Himmel, triste Stimmung. Gerade im Herbst kann der Blick auf das Handydisplay verlockender sein als der Blick aus dem Fenster. Hier hilft es, das Smartphone auf Schwarz-Weiss zu stellen, laut Studien reduziert sich die Bildschirmzeit so deutlich. Schöner Nebeneffekt: Im Kontrast wirkt die November-Schweiz plötzlich farbenfroh.
- Analoge Geräte brauchen: Handys können heute fast alles. Entsprechend häufig werden sie benutzt – als Taschenlampe, Uhr oder Wecker. Das hat Folgen: Schläft man ein, ist man am Handy, wacht man auf, ist man am Handy. Will man dies umgehen, lohnt es sich, wieder zu analogen Geräten zu greifen. Gute Wecker etwa gibt es für 30 Franken, guter Schlaf aber ist unbezahlbar.
- Das Handy wegsperren: Statt Gefangener des Handys zu bleiben, warum nicht lieber das Handy gefangen nehmen? Inzwischen hat sich ein Markt für Zeitschlösser entwickelt, auch «Handy-Gefängnisse» genannt. Ihr Zweck: das Handy für eine vorher festgelegte Zeitdauer wegzuschließen. Online-Shops liefern Dutzende Varianten, manche sogar mit Gitterstäben.
- Zurück zum «Dumbphone»: Ohne Handy zu leben, wird schwieriger. Aber muss es denn ein Smartphone sein? Sich zu authentifizieren geht teilweise auch mit Tastenhandys; SMS und Anrufe schaffen eher zwischenmenschliche Verbindungen als Tiktok. Wer auf Zugreisen weder von E-Mails noch von Push-Nachrichten gestört werden will, kann auch 2025 noch zu solchen «Dumbphones» greifen. Und im Zug wieder Snake spielen.
Artikel: René Donzé, Hannes Boos, NZZ, 09.11.2025, 05.30 Uhr
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Mein Artikel zum „Dumbphone“ zum Anhören – auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=3rq8FNIqlAE&list=PLgGIkOSoO_sszPwrosOxYMSaCqLRTzCdg oder zum Lesen als Manuskript: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/generation-z-dumbphone-statt-smartphone/ und hier noch die Klasse, mit der der handyfreie Unterricht 2012 begann: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/schuelerwunsch-handyfreier-unterricht/
„Das Wochenblatt des Deutsch-Abiturs“ – erscheint immer montags, Überblick zu den einzelnen Ausgaben und zu den unterschiedlichen Abi-Werken und Themen: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/das-wochenblatt-des-deutsch-abiturs-einzelne-ausgaben-durchnummeriert-mit-erscheinungsdatum-und-den-abi-werken-plus-themen/ und der Weg für Handynutzer: https://www.klausschenck.de/ks/downloads/f32-15-kopfzeile-anhang-literatur-2025-11.pdf
Liste aller „Kopf frei!“-Sendungen (mit Manuskript)
die sozialen Medien, das Handy – seine Verführung und Macht – und Wege, wieder selbstmächtig und selbstbestimmt zu werden
- 1. „Alle Vorsätze sind für den Arsch!“ – Gründe: Kurz-Video: https://www.youtube.com/watch?v=wOArCBbb3bo&list=PLgGIkOSoO_sszPwrosOxYMSaCqLRTzCdg&index=6 + Manuskript: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/alle-vorsaetze-sind-fuer-den-arsch-wenn-man-sich-nicht-daran-haelt/
- 2. Plopp, Plopp, Plopp: Ständiger Kampf! – Gründe: Kurz-Video: https://www.youtube.com/watch?v=udksMp74TAE&list=PLgGIkOSoO_sszPwrosOxYMSaCqLRTzCdg&index=5 + Manuskript: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/die-aufmerksamkeit-ist-der-meissel-des-gedaechtnisses/
- 3. Multitasking ist Multiquatsch: Kurz-Video: https://www.youtube.com/watch?v=1tH6-8rdhxc&list=PLgGIkOSoO_sszPwrosOxYMSaCqLRTzCdg&index=4 + Manuskript: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/wer-zwei-hasen-gleichzeitig-jagt-wird-keinen-davon-fangen/
- 4. Handy – Flugmodus rein, in ein anderes Zimmer: Kurz-Video: https://www.youtube.com/watch?v=3n6TqFxF3es&list=PLgGIkOSoO_sszPwrosOxYMSaCqLRTzCdg&index=3 + Manuskript: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/where-the-focus-goes-the-energy-flows/
- 5. Nix dich kreativ: Kurz-Video: https://www.youtube.com/watch?v=bnQ9vq6zL1s&list=PLgGIkOSoO_sszPwrosOxYMSaCqLRTzCdg&index=2 + Manuskript: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/tagtraeumen-ist-vielleicht-die-wichtigste-arbeit-in-meinem-leben/
