Schüler – meine besten Ratgeber

Als ein Kollege in einer mir fremden 11. Klasse ausfiel, nahm ich die Chance wahr, in mehreren Stunden eine Umfrage und Fotos zu machen. Die Schüler sollten in Briefform zu zwei Aspekten Stellung beziehen:

1. Wie siehst du die heutige Jugend (vorgegebener Beginn: „Die heutige Jugend.“)
2. Wie würdest du als Lehrer dich verhalten (vorgegebener Beginn: „Als Lehrer würde ich.“)

Die Klasse wusste, dass sie mich unter normalen Umständen nicht als Lehrer bekommen wird, sie also unabhängig von strategischen Überlegungen schreiben konnten. Die Klasse wusste aber auch, dass ich die Umfrage für einen Artikel benutzen werde, für den auch die Fotos bestimmt waren. Ich habe im Laufe vieler Jahre immer wieder erfahren, dass Schüler in Schülerfragen die besten Ratgeben sind! Sie machen sehr durchdachte, meist harte Vorschläge, solange es sie selbst nicht betrifft! Diese Umfrage wird meinen Unterricht verändern, und zwar zigmal deutlicher als durch alle Lehrer-Fachartikel, die meist von Leuten verfasst werden, die nicht vor der Klasse stehen. „Vom sichern Port läßt sich’s gemächlich raten“ (Schiller: Wilhelm Tell), es ödet langsam nur noch an! Wenn all die Ratgeber, deren Ratschläge gerade deshalb besonders klar und einfach sind, weil sie den Schulalltag in all seinen Facetten nicht kennen, wenn all diese Ratgebermassen uns Lehrer unterstützen würden, hinter uns stünden, uns und damit auch die Schüler stark machten, sähe die Schulwelt anders aus!
Ich will weder wissenschaftlich noch statistisch korrekt sein, ich bin ein Mensch aus Fleisch und Blut, ich lasse mich von jungen Menschen aus Fleisch und Blut beraten, um einen guten Unterricht für Menschen aus Fleisch und Blut zu machen! Punkt! Ich unterrichte nicht den Durchschnittsschüler aufgrund einer Untersuchung an 500 Schulen im ganzen Bundesgebiet! Ich habe bewusst die unterschiedlichen Sichtweisen der Schüler so stehen lassen, wie sie es formuliert haben. Ich war über die differenzierte Meinung oft erstaunt und werde mich im nächsten Schuljahr an der Lehrer-Nase packen und sie nach Schüler-Ratschlägen richten! Ich möchte der Klasse 11.2 (Schuljahr 2009/10) am Wirtschaftsgymnasium Tauberbischofsheim für ihre Offenheit bei dieser Umfrage und für die Fotos danken, aber der Klasse auch meinen Respekt zollen zu diesen nachdenkenswerten und damit hilfreichen Ratschlägen. Diese werden meinen Unterricht verändern!

1. Sicht der heutigen Jugend

Hier nun zahlreiche Zitate aus der Umfrage:

Die heutige Jugend weiß über die Wichtigkeit von einem guten Schulabschluss Bescheid. Trotzdem haben fast alle Motivationsprobleme zu lernen und halten fast nie selbst erstellte Zeitpläne ein, da immer etwas gefunden wird, was wichtiger erscheint als die Schule. Schüler hassen in den meisten Fällen die Lehrer, die ihnen am meisten vermitteln, da diese Lehrer oftmals am strengsten und am gnadenlosesten bei nicht gemachter Arbeit handeln.

Ich denke, die heutige Jugend ist teilweise faul und viel zu locker erzogen, weshalb sie sich manchmal benimmt wie ein König… Eltern, aber auch Lehrer greifen zu wenig durch oder machen nur leere Drohungen und setzen die nicht um. Die Jugend von heute braucht Autoritätspersonen, die zwar streng sind, aber trotzdem fair und freundlich, wovon die meisten wohl denken, dass das ein Widerspruch ist. Nur weil zwei, drei Jugendliche Amok laufen, sind wir alle gestört? Was ist mit den 5000, die jedes Jahr ein Einser-Abi machen allein in Deutschland, warum unterstellt man uns nicht so etwas?

Die heutige Jugend wird meines Erachtens zu lasch behandelt. Die Schüler können zum Großteil machen, was sie wollen, es ist egal, ob man zu spät kommt, außerdem reicht es einem Schüler in jedem Fach nur auf die Klassenarbeit zu lernen, da man so gut wie nie abgefragt wird. Außerdem werden Disziplinlosigkeiten nicht bestraft.

Des Weiteren ist es meiner Meinung nach viel zu einfach, während einer Arbeit (zumindest bei manchen Lehrern) sein Handy zu ziehen und einen Freund um Hilfe zu bitten, das Internet zu befragen oder das integrierte Wörterbuch zu benutzen.

Vor allem in der 11. Klasse hört man oft den Satz: „Die 11. Klasse ist sowieso unwichtig. In der 12. fange ich dann auch wieder an zu lernen.“ Diese Einstellung finde ich persönlich sehr naiv, aber es gibt trotzdem viele, fast schon zu viele, die so denken. Allerdings sind das auch oft welche, die noch kein festes Ziel, abgesehen vom Abitur, vor Augen haben, was, wie ich denke, auch ein großer Punkt ist, ob ein Schüler lernt oder nicht. Die andere Extremgruppe lernt mit dem Gedanken, dass sie schon jetzt auf ihr Abitur hinarbeitet. Sie strengt sich an gute Noten zu schreiben, auch schon in der 11. Klasse. Sie hat ein festes Ziel auch über das Abitur hinaus.

Heute bekommt man auf die Frage: „Hey, Frank, was machst du heute Mittag? Hast du mal Lust etwas zu unternehmen?“ Nur die Antwort: „Nee, lass stecken, ich zock heute Mittag lieber Counter Strike.“ Dieses Verhalten wirkt sich dann auch auf die Schule aus, Leute kommen verschlafen in den Unterricht. Es kann der beste Lehrer sein, der abwechslungsreichste Unterricht. Keiner hat mehr Bock, jeder will nur chillen und in Ruhe gelassen werden. Leider treten die meisten mit einer „Ist-doch-alles-Scheiße-Mentalität“ auf.

In der heutigen Wirtschaftslage ist es schwer sich ein Berufsziel zu setzen. So weiß man nie, auf was man hinarbeitet und so ist man nicht motiviert, seine Freizeit für die Schule zu opfern.

Aus meiner Sicht ist die heutige Jugend sehr verwöhnt. Das kommt zum Teil von den Eltern oder aber auch aus Realschule / Gymnasium. Dort musste man sich nicht viel selbst erarbeiten, sondern hat alles „hinterher geschoben“ bekommen. Wenn ich von der Schule heimkomme, ist das so, wie wenn ich einen Strich ziehe und mir sage, jetzt hast du Freizeit!

Außerdem ist die heutige Jugend sehr faul geworden. Sie schreiben z.B. Tafelanschriebe nicht mit, weil sie sagen, sie haben keine Lust, das ist mir zu dumm das abzuschreiben. Außerdem lernt die heutige Jugend unter einem bestimmten Druck besser und auch mehr oder effektiver.

Die heutige Jugend ist meiner Meinung nach teilweise viel zu verwöhnt. So nimmt sie es gar nicht wahr, wenn die Eltern ihr Zimmer aufräumen oder ihr beinahe jeden Wunsch erfüllen, ohne sich „richtig“ zu bedanken oder es wirklich zu schätzen. Nicht wenige Jugendliche haben sich ein festes Ziel gesetzt und versuchen auch dies zu erreichen. Allerdings wird das Setzen solcher Ziele immer schwieriger, da z.B. die Nachrichten nicht viel Hoffnung auf gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt machen.

Die heutige Jugend ist meiner Meinung nach offen für die Welt und andere Kulturen. Aber sie ist auch sehr faul, würde am liebsten nur zu Hause oder in der Wiese liegen und „chillen“. Sie genießt sehr das „Hotel Mama“, möchte jedoch eigenständig sein.

Die heutige Jugend denkt, wenn sie in die Schule geht, nicht als Erstes daran, was sie im Unterricht durchnehmen, sondern an Sachen wie „sehe ich in der Jeans fett aus“ oder „sind meine Hautunreinheiten genügend abgedeckt“. An erster Stelle steht bei allen die gesellschaftliche Position.
Die heutige Jugend wird zwar in der Öffentlichkeit häufig als alkoholabhängig, verzogen oder uninteressiert dargestellt, wird jedoch häufig nicht gefordert bzw. hat häufig auch nicht die Chance zu zeigen, zu was sie fähig ist.

Die heutige Jugend lässt sich auch ziemlich stark vom Alkohol beeinflussen. Knapp die Hälfte der Jugendlichen, die ich kenne, gehen nur auf Partys, um sich „zuzusaufen“.

Die heutige Jugend wird durch den hohen Druck in der Schule und auf dem Arbeitsmarkt sehr sensibel und verliert immer mehr an Selbstbewusstsein.

Nur die, die nicht irgendwie auffallen, sind die wirklichen „Loser“, denn sie werden einfach vergessen. Klar, über solche redet man nicht schlecht, aber auch nicht gut. Sie werden einfach vergessen!

2. Lehrerverhalten aus Schülersicht

Wenn ich einmal Lehrer wäre.

Als Lehrer würde ich anfangs übermäßig streng handeln, keine Störungen dulden und somit als Autoritätsperson dastehen. Nach und nach kann man in disziplinierten Klassen lockerer wirken und es würde somit eine angenehme Atmosphäre entstehen. Ich würde Noten streng verteilen, damit die Schüler mehr als sonst lernen. Auch wenn man somit als Lehrer nie beliebt sein wird, werden einem die Schüler nach einem guten Abitur dankbar sein, auch wenn sie das nie zeigen würden.

Als Lehrer würde ich auch über die Ferien kleine Aufgaben aufgeben, damit meine Schüler nicht vollkommen aus dem Stoff rauskommen. Außerdem würde ich zwischen den festgelegten Klassenarbeiten Kurztests schreiben, um die Schüler zum Lernen zu „zwingen“.

Als Lehrer würde ich den Schülern und Schülerinnen immer einen konstanten Druck aufbauen und nicht einmal totalen Druck und einmal gar keinen Druck. Die meisten Schüler können mit so einem Druck auch umgehen und lernen auch so viel mehr, weil sie ja einen gewissen Druck haben.

Als Lehrer würde ich erstmal versuchen bzw. zeigen, dass sie Respekt vor einem haben. Immer für einen Schüler da sein, wenn er gerade jemanden braucht (Mobbing).

Ich würde die Schüler viel kontrollieren, da viele sehr faul sind.

Als Lehrer würde ich versuchen eine gute Mischung aus Disziplin und Druck und etwas lockerem Unterricht hinzubekommen. Schüler brauchen Motivation zum Lernen, aber durch zu viel Druck werden sie auch nicht besser. Regelmäßiges Abfragen finde ich besser als unangekündigte Tests.

. mit der ganzen Klasse Unterricht machen, d.h. unabhängig von Meldungen alle Schüler immer wieder aufrufen. So bleiben sie aktiv und können zeigen, was sie drauf haben. Bei mehrmaligem nervendem Stören einzelner Schüler härter durchgreifen.

Als Lehrer würde ich härter durchgreifen und strengere Methoden anwenden. Ich würde beispielsweise jede Stunde einige Schüler abfragen und dies benoten. Ebenfalls würde ich versuchen so viele Schüler wie möglich ins Unterrichtsgeschehen mit einzubeziehen, somit zwingt man den Schüler nicht nur körperlich anwesend zu sein, sondern auch mal sein Gehirn einzuschalten.

Außerdem fände ich es wichtig, die Schüler wie auf einer Ebene stehend zu behandeln und zu respektieren und nicht dauernd den „Lehrer-Joker“, ich bin der Chef und habe immer Recht, auszuspielen. Meiner Erfahrung nach werden noch immer die Mädchen bevorzugt und das ist für den männlichen Teil stark demotivierend. Also härter durchgreifen, wenn berechtigt, faire Strafen, aber nicht Gott spielen, den Schülern Selbstwertgefühl, Gleichberechtigung, Motivation, Zielstrebigkeit beibringen bzw. entgegenbringen.

Ich denke, dass viele Lehrer nur einen kleinen Teil der Klasse im Unterricht mit einbeziehen. Bei stärkerem Einbezug sind alle Schüler gezwungen, etwas zum Unterricht beizutragen und können sich nicht mehr auf dem freiwilligen Teil der Klasse ausruhen.

Außerdem müssen bei Klassenarbeiten stärkere Kontrollen gegen Spickzettel gemacht werden, da sich viele Schüler so unerlaubt gute Noten abholen, ohne etwas dafür getan zu haben. Genau so schlimm finde ich es, dass es fast bei allen Lehrern möglich ist, während der Arbeit sein iPhone zu zücken und die Lösungen zu googeln.

Als Lehrer sollte man jedem Schüler eine Chance geben und nicht gleich nach einer schlechten Arbeit einen abschreiben.

Man sollte viel Druck machen, alleine kommen die Schüler nicht auf die Idee zu lernen. Gerade in der 11. Klasse ist das wichtig, damit Schüler sich gar nicht erst damit anfreunden, nie etwas zu tun.

Als Lehrer würde ich zwar streng sein, jedoch auch ab und zu Spaß machen und nicht zu verkrampft sein. Dem Schüler sollte man manchmal mehr helfen und beistehen.

Man sollte die ganze Klasse in den Unterricht einbeziehen. Auch den „schlechteren“ Schüler immer wieder aufrufen, um ihm die Chance zu geben sich Selbstvertrauen zu holen. Wenn einmal etwas Falsches gesagt wird, würde ich als Lehrer so reagieren: „Gut, dass du dich gemeldet hast, vielleicht klappt es beim nächsten Mal!“ Dann merkt ein Schüler: Ah, ich kann mal was Falsches sagen, ohne gleich bestraft (Note) zu werden. Nichtsdestotrotz sollte ein Lehrer immer bedenken, dass er ein Schüler optimal auf bevorstehende Prüfungen vorbereiten soll, was eigentlich immer nur im Zusammenhang mit harter Arbeit und Fleiß geht.

Außerdem würde ich im Unterricht für Ruhe sorgen, also die Gespräche der Schüler müssen eingestellt werden und nicht mehr als zweimal ermahnen, ansonsten gibt es Nachsitzen oder Strafarbeit. Als Lehrer kann man gerne Lieblingsschüler haben, aber man sollte sie auf keinen Fall anders behandeln als andere Schüler.

Als Lehrer würde ich den Schülern regelmäßig ihre mündlichen Noten bekannt geben und diese ebenso wie die Referatsnote nicht einfach unterschlagen.

Als Lehrer würde ich durchgreifen. Ich würde mich nicht an der Nase herumführen lassen und würde alles, was ich sage, auch wahr machen. Jugendliche brauchen Vorbilder, aber keine Saubermänner mit „ich rauche nicht, ich trinke nicht“, sondern normale Menschen, keine perfekten, aber harte, was Fairness und Freundlichkeit nicht ausschließen muss.

Kurze Zusammenfassung der Umfrage:

1. Die Schülerinnen und Schüler sind zur Selbstkritik fähig, weitaus stärker, als man ihnen gemeinhin zutraut. Sie kennen sich untereinander, von daher sind mir die unterschiedlichen Zitate hilfreicher als irgendwelche differenzierte, wissenschaftlich abgesicherte Ergebnisse, die oft ziemlich „blutleer“, d.h. abgehoben, daher kommen.
2. Schüler fordern einen klaren Unterricht von Lehrern, die ihre Lehrerrolle annehmen, wissen, was sie wollen, sich durchsetzen können und zu nachprüfbaren Unterrichtsergebnissen kommen, wobei Strenge und Humor sich nicht beißen, sondern Voraussetzung für den Erfolg sind!
3. Schüler würden es sich als Lehrer nicht bieten lassen, wie sie selbst mit Lehrern umspringen. Das mag paradox klingen, ist es aber nicht, sondern ein Fingerzeig Richtung Lehrerwürde und -respekt, für den wir Lehrer verantwortlich sind, nicht die Schüler!

Welche Schlüsse ziehe ich aus der Umfrage:

1. Ich werde meinen leistungsorientierten Unterricht beibehalten, eher noch verstärken, gleichzeitig aber die zielorientierte Motivation über das Abitur hinaus noch klarer ins Zentrum rücken.
2. Ich habe meinen Unterricht meist nur mit denen gemacht, die sich meldeten, das waren oft nicht wenige, aber immer die Gleichen. Es war auch bequem so: Man erhielt meist genau die erhofften Antworten, hatte keinen Ärger mit verpennten, „motzenden“ Schülern und kam mit seinem Unterricht gut voran. In Zukunft werde ich weitaus stärker die Nicht-Melder aufrufen, in den Unterricht integrieren und ihnen gerade dadurch Selbstvertrauen geben. Diesen Aspekt habe ich aus der Umfrage gelernt.
3. Ich werde endlich mal über meinen Schatten springen und regelmäßig abhören. Das ist mir ungemein zuwider. Mein Druck war ungleichmäßig: über Wochen eher gemütlich, vor der Klassenarbeit „volle Kanne“ Stress. Den Stress-Spiegel einzuebnen habe ich mir zur Aufgabe der nächsten Jahre gemacht.

http://www.KlausSchenck.de
(Deutsch-Material-Sammlung mit Abi-Strategien für eher „schwächere“ Schüler der Oberstufe)

Artikel: Klaus Schenck

Selbstmanagement

Als ich die der von Ihrem Lehrer Herrn Schenck kürzlich durchgeführten Umfrage unter Schülerinnen und Schülern einer 11. Klasse Ihrer Schule zu den Themen „Wie siehst du die heutige Jugend? Wie würdest du als Lehrer dich verhalten?“ entnommenen Zitate las, irritierten mich die Antworten. Dabei waren es weniger die (selbst-)kritischen Aussagen über die heutige Jugend, die mich erstaunten, sondern vielmehr die Verhaltensvorschläge, die die Schülerinnen und Schüler – wenn auch nur indirekt – ihren Lehrerinnen und Lehrern unterbreiteten und die mich verwundert die Augen reiben ließen: Wie bitte? Diese jungen Leute wünschen sich eine Autoritätsperson, die ihnen klar und deutlich zeigt, wie und wo es lang geht? Und das heute, in einer Zeit, in der man davon ausgeht, moderne, freiheitlich orientierte pädagogische Konzepte umzusetzen? Machen denn Eltern und Lehrer wirklich immer alles falsch? Nein, ich bin davon überzeugt, dass die Schule dazu beiträgt, junge Menschen in ihrer Entwicklung zu selbständigem und verantwortlichem Denken und Handeln zu begleiten.

Sie, die Schülerinnen und Schüler, von Herrn Schenck als seine besten Ratgeber hoch geschätzt, haben ihm wertvolle Tipps gegeben. Aber nicht nur ihm. Durch den Rollenwechsel vom Schüler zum Lehrer haben Sie sich im Grunde eigentlich selbst reflektiert und analysiert. Geben Sie Ihren Vorschlägen doch einfach mal Namen. Wie wäre es zum Beispiel mit Empathie, Initiative, Motivation, Selbstdisziplin und Leistungsbereitschaft, Charakteristika, die man unter dem Oberbegriff Eigenverantwortung zusammen fassen kann? Ein Perspektivwechsel ermöglicht die Chance eines differenzierteren Blicks auf die eigene Sichtweise und eine kritische Überprüfung des eigenen Verhaltens und so haben Sie durch die Umfrage viel für sich gewonnen, auch wenn Ihnen das im Moment vielleicht noch nicht bewusst ist und Sie deshalb derzeit noch keinen konkreten Handlungsbedarf sehen. Sie sind jedoch bereits auf einem guten Weg, denn spätestens mit Beginn eines Studiums oder einer Berufsausbildung wird von Ihnen verlangt, dass Sie Ihre Schülermentalität ablegen. Da Sie als Oberstufenschülerinnen und -schüler auf das Abitur hinarbeiten und dieses primär für ein Studium qualifiziert, gehe ich im Folgenden auf die fundamentalen Unterschiede zwischen den Anforderungen in Schule und Studium ein, damit Sie eine Vorstellung davon bekommen, was Sie als Studierende erwartet.

. Sie haben sich frei für Ihr Fach entschieden. Somit ist Langeweile passé und Interesse angesagt.
. Bei vielen Veranstaltungen besteht keine Anwesenheitspflicht und/oder die Anwesenheit wird nicht kontrolliert. Es steht Ihnen also frei, hinzugehen oder daheim zu bleiben. Hingehen ist jedoch meist die bessere Option.
. Ob Sie sich auf die Veranstaltungen vorbereiten, ist Ihnen überlassen. Da Lesen durchaus bildet, ist es sinnvoll, die empfohlene Literatur durchzuarbeiten.
. Dass Sie sich neben dem fachlichen Pflichtstoff interdisziplinäres Wissen aneignen, gilt als selbstverständlich.
. Ob Sie sich an den Veranstaltungen aktiv beteiligen, interessiert niemand, schon gar nicht den Lehrenden. Die oder der Einzige, dem es nicht egal sein sollte, was Sie lernen, sind Sie selbst.
. Erklärungen werden nicht wiederholt, bis sie auch der Letzte verstanden hat. Hören Sie darum sofort genau hin und schließen Sie sich einer Lerngruppe oder einem Tutorium an.
. Ein Studium bereitet zwar heute mehr denn je auf einen Beruf vor, dennoch müssen Sie zeigen, dass Sie wissenschaftlich arbeiten können, das heißt, Sie müssen imstande sein, Themenstellungen selbständig zu er- und bearbeiten.
. Grundlegend für ein Studium ist eigenes und kritisches Denken. Bloßes Wiederholen von Fakten genügt bei Prüfungen für gute bis sehr gute Noten nicht.
. Betrug kommt auch im Studium vor. Die Universitäten und Hochschulen reagieren von der Nichtanerkennung einer Prüfungsleistung über eine sofortige Exmatrikulation bis zur (gegebenenfalls nachträglichen) Aberkennung akademischer Abschlüsse und Titel.

Sie sehen: Im Studium wird trotz der teilweise stark verschulten Bachelor-Studiengänge Freiheit groß geschrieben. Eigenverantwortung gleichfalls. Der Übergang von der Schule zum Studium ist nicht einfach, aber bedenken Sie, dass Sie in den Ihnen verbleibenden zwei, drei Schuljahren durch die Anforderungen des Abiturs auf ein Studium vorbereitet und von Ihren Lehrern unterstützt werden -vergessen Sie bitte ungeachtet dessen nicht: Als angehende Abiturientin oder baldiger Abiturient liegt die Qualität Ihrer Ausbildung – und somit die Voraussetzung, Ihre Zukunft so zu gestalten, wie Sie es sich wünschen -, mit in Ihrer Hand.

Alles Gute aus Rostock wünscht Ihnen
Cornelia Putzker

10. September 2010

© Foto: Arppe Rostock

Materialien für Lehrer und Schüler

Klaus Schenck, OSR. a.D.
Fächer: Deutsch, Religion, Psychologie
Drei Internet-Kanäle:
Schul-Material: www.KlausSchenck.de
Schüler-Artikel: www.schuelerzeitung-tbb.de
Schul-Sendungen: www.youtube.com/user/financialtaime
Trailer: Auf YouTube ansehen
„Vom Engagement-Lehrer zum Lehrer-Zombie“/Bange-Verlag 2020:
Info-Flyer: Download

Über den Autor

Klaus Schenck unterrichtete die Fächer "Deutsch", "Religion" und "Psychologie". Er hatte 2003/04 die Schülerzeitung "Financial T('a)ime" (FT) zunächst als Printausgabe ins Leben gerufen, dann 2008 die FT-Homepage, zwei Jahre später die FT-Sendungen auf YouTube (www.youtube.com/user/financialtaime) , zusätzlich ist noch seine Deutsch-Homepage (www.KlausSchenck.de) integriert, sodass dieses "Gesamtpaket" bis heute täglich auf rund 1.500 User kommt. Mit der "FT-Abi-Plattform" wurde ab 2014 das Profil für Oberstufen-Material - über die Schülerzeitung hinaus - geschärft, ab August 2016 ist wieder alles in einer Hand, wobei Klaus Schenck weiterhin die Gewichtung auf Schulmaterial beibehält und die Internet-Schülerzeitung (FT-Internet) bewusst auch für andere Interessierte öffnet.

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