Hochzeit ist Hochzeit – denkste!
Bei einer traditionellen polnischen Hochzeit verläuft schon der Morgen des Hochzeitstages anders als in Deutschland. Man versammelt sich am Haus der Brauteltern. Während sich die Braut anzieht und hübsch macht, können sich alle Gäste im Hause der Brauteltern stärken. Frühstück steht auf dem Tisch. Dann kommt der Bräutigam mit dem Hochzeitsauto vorgefahren. Nun beginnt die Brautverhandlung. Die Trauzeugen verhandeln. Der Trauzeuge der Braut setzt einen Preis fest, der Trauzeuge des Bräutigams muss nun versuchen, einen günstigeren Preis auszuhandeln.
Ist diese traditionelle Zeremonie vollzogen, setzt sich die ganze Hochzeitskolonne in Bewegung. Das geschmückte Hochzeitsauto fährt als letztes. Wie auch in Deutschland wird gehupt, was das Zeug hält. Wieder eine Besonderheit einer polnischen Hochzeit ist das Verteilen von Schnaps. Polen sind bekannt für ihren Wodkakonsum. So wird das Hochzeitsauto auf der Fahrt zur Kirche von einigen Passanten angehalten. Weiterfahren dürfen sie erst, wenn sie eine Flasche „Hochzeitsschnaps“ rausgerückt haben. Die Schnapsflaschen sind an diesem Festtag extra mit einem Etikett versehen, auf dem „Weselna“ – Hochzeit – steht.
Auch während des Gottesdienstes gibt es Unterschiede zu einer deutschen Hochzeit. Es gibt Brautjungfern. Das sind unverheiratete Paare, meist Jugendliche oder junge Erwachsene. Die Mädchen tragen Festkleider und haben einen Blumenstrauß. Die Jungs haben passend dazu eine kleine Ansteckblume für den Anzug. Während des Gottesdienstes bleiben die Brautjungfernpaare als Spalier im Kirchengang stehen. Die „Entschädigung“ für das lange Stehen sind Fotos, die eine extra engagierte Fotografin macht. Die Brautjungfernpaare bekommen die Bilder als Erinnerung geschenkt.
In Polen weint man nicht während der Zeremonie. Was in Deutschland als Glück, Freude gilt, bringt in Polen angeblich Pech und unglückliche Zeiten.
Nach der Kirche wird in einer Gaststätte gefeiert. Meistens in einem großen Saal, denn es gibt viele Gäste, ca. 100, und noch dazu eine Band, die den ganzen Tag/Abend spielt. Das Brautpaar wird vor der Gaststätte empfangen. Man bringt ihnen Brot, Salz und Wodka. Das soll eine glückliche Zukunft verheißen. Das Brautpaar leert die Schnapsgläser und wirft sie hinter sich. Wie auch in Deutschland bringen Scherben Glück.
Nun beginnt die eigentliche Feier. Nach einem Sektempfang wird vor dem Mittagessen gebetet. Polen gelten allgemein als streng katholisch. Schon zum Mittagessen wird unter anderem Schnaps gereicht. Und dann beginnt auch schon die Band ihr Können unter Beweis zu stellen. Gespielt wird alles querbeet, polnische Volkslieder, Liebeslieder, Schlager, aber auch englische Schlager, die wirklich jeder kennt. Während die Deutschen wohl eher gemütlich auf ihren Plätzen sitzen bleiben, stürmt in Polen jeder auf die Tanzfläche, Jung und Alt. Tanzen gehört hier zum guten Ton, die Standardtänze „Disco Fox“ und „Walzer“ kann jeder.
Allerdings wird hier nicht nur als Paar getanzt. Es gibt viele „Gruppentänze“. Man tanzt, wie in Griechenland, im Kreis. Teilweise die Frauen innen, die Männer außen. Geht die Musik aus, bleibt man stehen. Man muss nun mit dem gegenüber eine Aufgabe lösen. Zum Beispiel Bauch an Bauch tanzen, oder der Mann muss die Frau zu ihrem Platz tragen.
Eine weitere Besonderheit ist folgendes: Irgendjemand, sei es ein Bandmitglied oder ein Gast, brüllt irgendwann in die Menge „i wesele!“ – „und jetzt: Hochzeit!“ Alle klatschen daraufhin und pfeifen und kreischen. Wenn man das als Deutscher nicht kennt, kommt man sich vor wie auf einem Konzert.
Den ganzen Nachmittag über gibt es Essen. Kaffee und Kuchen, Wurst und Brot, und Schnaps wird wie Wasser getrunken.
Nach dem Abendessen geht es dann richtig los. Es wird getanzt, gelacht und getrunken. Und dann folgen die lustigen Hochzeitsspiele. Dem Gewinner winkt eine Flasche Vodka, die dann auch sofort mit den anderen Gästen geteilt wird. Ein Spiel ist zum Beispiel folgendes: Es gibt 2 Mannschaften à 6 Personen, diese müssen eine gewisse Strecke mit einem Kinderroller zurücklegen. Am Ende der Strecke steht ein großes Glas, gefüllt mit alkoholfreiem Saft. Dieses muss so schnell wie möglich geleert werden. Dann fährt man so schnell wie möglich zurück, damit der Nächste starten kann. Das Lustige hierbei ist, dass man die ganze Zeit über ein Baby-Töpfchen als Hut auf dem Kopf tragen muss.
Um zwei Uhr nachts ist dann Schluss mit dem Spaß. Denn am nächsten Tag, Sonntag, findet um 11.30Uhr wieder ein Gottesdienst statt. Danach gibt es wieder Mittagessen, die Band spielt erneut und auch Spiele werden wieder gespielt.
Am Sonntag ist um 20 Uhr Schluss mit einem anstrengenden Hochzeits-Wochenende. Jedes Paar, das sich vom Brautpaar verabschiedet, bekommt eine Flasche Schnaps als Dankeschön.
Eine polnische Hochzeit wird also über zwei Tage gefeiert. Es ist sehr lustig und sehr feuchtfröhlich. Außerdem wird sehr viel mehr getanzt als auf deutschen Hochzeiten.
Wer einmal die Möglichkeit hat, eine polnische Hochzeit mitzufeiern, der sollte sich diesen Spaß nicht entgehen lassen!
Artikel: Julia Dürr Juliaduerr92@gmail.com
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Aus aktuellem Anlass: „Faule Säcke, werdet Lehrer!“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/faule-saecke-aller-laender-werdet-lehrer-in-baden-wuerttemberg/
Thomas Mann: „Felix Krull“ + Franz Kafka: „Der Verschollene“ + Juli Zeh: „Corpus Delicti“ + Wolfgang Koeppen: „Tauben im Gras“: https://www.klausschenck.de/ks/deutsch/klassenarbeiten/abi-pflichtlektuere-ab-2023—baden-wuerttemberg/index.html
Zur Diskussion zu „Tauben im Gras“: „Schere im Kopf + Knoten in der Zunge“: https://www.klausschenck.de/ks/veroeffentlichungen/eigene-artikel/freier-geist-vs-politische-korrektheit/index.html
Johann Wolfgang v. Goethe: „Faust“ + Hermann Hesse: „Der Steppenwolf“ + E.T.A. Hoffmann: „Der goldne Topf“ + Hans-Ulrich Treichel: „Der Verlorene“: https://www.klausschenck.de/ks/deutsch/klassenarbeiten/neue-abi-pflichtlektuere—baden-wuerttemberg/index.html
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Deutsche Grammatik (Tabellen + Übungen): https://www.klausschenck.de/ks/deutsch/grammatik/grammatik-uebungen/index.html
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Allgemein: Jugend im Selbstspiegel – eigene Texte mit Zeichnungen: https://www.klausschenck.de/ks/jugendseiten/jugend-im-selbstspiegel—lesung/index.html
Allgemein: Stärkung aus dem Psychologie-Unterricht: https://www.klausschenck.de/ks/psychologie/psychologie-unterricht-als-staerkenseminar/index.html