Handy, Sammelbegriff aller mobilen Möglichkeiten, um dort nicht zu sein, wo man ist! Du, Handy, raubst die Konzentration meiner Schüler, du, Handy, tötest die Effizienz meiner Schülerzeitungsredaktion, du, Handy, zerstörst das Zuhören bei Gesprächen, du, Handy, mordest als Betrugswaffe bei Klassenarbeiten die Motivation der Engagierten! Du, Handy, du trittst alle Werte, die mir wichtig sind, mit Füßen! Du, Handy, du bist mein Feind!
Alle Strafandrohungen in den Klassen halfen nichts, dir, Handy, gehörte der heimliche Sieg. Du steuertest geräuschlos die Interessen meiner Schüler, du raubtest auch mir die Konzentration, als ich meinen Blick über die vielen gesenkten Häupter schweifen ließ! Du machtest still, leise und meist unerkannt meinen Unterricht zunichte! Jetzt musst du daran glauben, dich mach‘ ich tot!
Zu Unterrichtsbeginn wirst du von einem Schüler in einer Schachtel eingesammelt, du weg, Mitarbeit da! Hallo, Handy, deine Verführungsmacht ist gebrochen, du, Zeitvergeuder, meine Schüler durchschauen dich, auch wenn sie dich innig lieben, sie kennen dein räuberisches Wesen, entzaubert liegst du nun gestapelt in der Schachtel, zuckst vibrierend hier und da, das war’s dann aber auch! Mir gehört der Unterrichtssieg und dir nur noch das Schweigen!!!
Du, Handy, tötetest immer stärker die Aufmerksamkeit in den Redaktionssitzungen, du mordetest die absolute Präsenz, die ich fordere, um Visionen, Träume, Ideen zu Taten, zu Erfolgen werden zu lassen! Du bestimmtest unsere gemeinsamen Essen, unsere gemeinsamen Runden im Café, unter dem Tisch warst du Gesprächszerstörer teils versteckt, aber doch stets deutlich Meister im Kommunikationsring. Du verunmöglichtest jedes angemessene Gespräch, du reduziertest jede Kommunikation auf wenige Worte: Hast du schon gesehen? Guck mal, was ich gerade bekam? Ist das Foto nicht witzig? Kennst du dieses App schon? …
Zum Markenzeichen unserer Schülerzeitung wird nun das Abschalten von dir, wir machen dich zeitweise kalt. Dein Schweigen ist unser Reden, dein zeitlicher Tod unsere Lebendigkeit, unsere Kreativität, unsere Gespräche.
Du, Handy, stellst dich bei Gesprächen ins Zentrum und mich ins Abseits! Du nimmst mir das Menschliche, meine Würde, du raubst mir mein Gegenüber, das dich stets im Auge, stets im wartenden Ohr hat, – aber kein Ohr für mich, meine Fragen, meine Erzählungen. Und wieder zwingst du Menschen zu banalem Vokabular: Was hast du gerade gesagt? Worüber haben wir gerade gesprochen? Der XY hat mir gerade eine SMS geschickt! … Ich bin ein Mensch, will wahrgenommen werden, du Spalter des Zwischenmenschlichen! Hier, Handy, scheint deine böse Macht noch ungebrochen!
Du, Handy, der du platzt vor Stolz über jede technische Innovation, die dich als Betrugswaffe für Schüler geeigneter macht, du tötest Schritt um Schritt Motivation und Leistungsbereitschaft im Unterricht. Ja, über dich, Handy, tuckern die Lösungen in Mathe, Wirtschaft und anderen Fächern, ausgerechnet von älteren Schülern im Nebenraum, Studenten in der nahe gelegenen Uni-Stadt! Du, Handy, schiebst Faulen, Trägen, Desinteressierten die super Noten zu, du lässt den Engagierten in ohnmächtiger Wut schäumen wegen seiner schlechteren, aber ehrlichen Punktezahl! Dich, Handy, in Klassenarbeiten so schalten und walten zu lassen, ist ein Verbrechen an den Ehrlichen, begangen durch Lehrer-Blindheit oder –Desinteresse! Nur ein totes Handy ist ein gutes Handy und die Handys haben in Klassenarbeiten tot zu sein, um gut zu sein!
Handy, dir ist gelungen das Menschliche, das Mitmenschliche zu zerstören. Gesenkten Hauptes rennt eine ganze Generation durch eine Welt, die sie nicht mehr sieht! Blickt eurem Gegenüber ins Gesicht, ihr Handy-Autisten, ihr gleicht Pawlow’ischen Hunden, bei jedem Glöckchen zuckt eure Hand reflexartig nach dem Handy. Schaut euch wieder in die Augen, schaut in die Welt, hebt eure gesenkten Handy-Augen nach oben, hoch zu den Sternen, zu den Ideen, zu den Visionen, werdet endlich wieder das, wofür ihr euch haltet: freie Menschen!! Brecht die Handy-Tyrannei, rebelliert gegen das Handy-Diktat, schafft euch Freiräume für den Mitmenschen, die Welt, für Träume, schafft euch Freiräume für euch!!
Handy, du bietest großartige Chancen! Handy, du wirst so schnell zum Fluch! Handy, du bist nur Technik, wir haben dich in der Hand – wörtlich und übertragen – wir entscheiden über dich, nicht du über uns!
Fotos (herzlichen Dank meiner 12.1 am Wirtschaftsgymnasium Tauberbischofsheim für ihre begeisterte und ideenreiche Handy-Vorführung für die Kamera): Klaus Schenck
- Deutsch-Homepage (für schwächere Deutsch-Oberstufenschüler): www.KlausSchenck.de
- Schülerzeitung („Financial T(’a)ime“ / Kaufmännische Schule [Wirtschaftsgymnasium] Tauberbischofsheim): www.schuelerzeitung-tbb.de
- Oberstufen-Sendungen auf YouTube (meist Deutsch und Psychologie / u.a. aktivierende Schüler-Referate am Activboard / Abi-Präsentationsprüfungen): http://www.youtube.com/user/financialtaime
- Weitere Pädagogik-Veröffentlichungen: http://www.klausschenck.de/ks/veroeffentlichungen/paedagogik/index.html
Artikelanfrage
Wir wollen von der Schülerzeitung eine ganze Serie zu diesem Thema veröffentlichen und freuen uns über eine kritische Sicht zum Handy.
Hier erste Ideen:
- Handy im Unterricht (kann auch anonym veröffentlicht werden): Häufigkeit der Nutzung / Störfaktor / Ablenkung / Lehrermaßnahmen / Sinn, es komplett abzunehmen
- Handy bei Klassenarbeiten (wird anonym zusammengestellt und veröffentlicht): Welche Täuschungs-Methoden mit dem Handy kennst du, hast du schon erlebt / wie ist dein Gefühl, wenn deutlich schwächere Schüler die Noten per Handy ergaunern / wie siehst du die Kontrolle der Lehrer / welche Kontrollvorschläge machst du Lehrern?
- Schaltest du ab und zu dein Handy ab? Wie gehst du selbst mit dem Handy um? Wie stark siehst du bei dir, bei anderen die Gefahr des Suchtverhaltens? Denkst du, handyfreie Zeiten sind ein persönlicher Gewinn?
- Wie empfindest du es, wenn bei Gesprächen das Gegenüber ständig auf das Handy starrt, Meldungen abruft oder gar nebenbei SMS eintippt? Welchen Einfluss hat der Handy-Gebrauch bei Gesprächen? Welche Handy-Reduktion erscheint dir möglich und sinnvoll?
Aus unserer Sicht wollen wir eine Artikelauswahl treffen, diese bei der Schülerzeitung, teilweise auch auf meiner Deutsch-Homepage veröffentlichen, es soll ein Bewusstsein für die Problematik entstehen, besonders bei Lehrern, diese haben in meinen Augen den größten „Nachholbedarf“!
Ganz kurz zu unserer Form:
Arial 12, Textlänge: 1,5 – 2 Seiten, nicht mehr! Pro Seite 2 Fotos! Bei uns ist üblich, am Ende mit Namen, Mail-Adresse und Foto zu seinem Artikel zu stehen. Wer auf das Foto verzichten möchte, kann es tun. Anders verhält es sich bei anonymen Artikeln, das ist klar!
Hier meine Mail-Adresse:
Klaus [dot] Schenck [at] t-online [dot] de, auf das „c“ bei Schenck achten!!!
Dankesgrüße!
Klaus Schenck